Mehr Alpenpässe - lang, steil und wirklich hoch
Burgen dokumentieren die frühere Macht und den Reichtum der noblen Familien im Valle d'Aosta. Ein kurzer Abstecher zum Bahnhof von Aosta versachfft mir Angaben zum Busbetrieb über den Grossen Sankt Bernhard.
Den Bauch gut gefüllt mit einer riesigen Wassermelone, radle ich in Richtung Grosser Sankt Bernhard, wo ich in Etroubles Unterkunft für die Nacht und an einem Brunnen im Ort einen kleinen aufgeweckten Kerl vorfinde. Nach einigen vergeblichen Versuchen, sich mit mir in schnell gesprochenen Italienisch zu verständigen, kommt er zum Schluss, dass dieses Verfahren wohl nicht funktioniert. Nachdem wir einander einige scheussliche Grimassen geschnitten haben - was uns beide gleichermassen erheitert - einigen wir uns darauf, dass meine Italienischkenntnisse nicht nur poco-poco (gering), sondern pocolino (sehr gering) oder eher noch pocolinello (winzig) seien. Wir trennen uns als Freunde.
Gut zu erkennen sind am nächsten Morgen die zum Grossen Sankt Bernhard hinaufführenden Schleifen der Strasse. Die über den Pass fürende Strasse verläuft bereits ab einer Höhe von 1'200 Metern über Meer und damit kurz oberhalb von Etroubles getrennt von der Autostrasse zum Tunnel. Oben auf dem Pass ist es um neun Uhr morgens recht kalt und trüb. Es nieselt. Zusätzlich auf meine Stimmung drückt die Unterbringung der hier gezüchteten Bernhardinerhunde. Aber dann geht es wieder mal hinunter. Auf einer Strecke von 34 Kilometern dürfen ganze 2'000 Meter Höhendifferenz "vernichtet" werden - ein wahres Fressen für mein Liegerad mit seinem geringen Luftwiderstand. Fünfundsiebzig Stundenkilometer und mehr zeigt der Tacho auf den geraden Abschnitten, die Augen tränen vom Fahrtwind. Huiiiii ... was für ein Spass!
In Martigny stelle ich fest, dass meine Wandersachen wie geplant angekommen sind. Der Rucksack wird gepackt, und auch der anschliessende Versand des Rades mit der Bahn nach Brig erfolgt ohne Probleme.
Welche Freude: Auch meine Frau und mein Sohn begrüssen mich am Bahnhof von Martigny! Gemeinsam nutzen wir den freien Nachmittag zum Besuch der Gemäldeausstellung in der Villa der Fondation Gianadda. Villa und Garten lohnen den Besuch. Beide sind wunderschön. Besonderes Interesse bei mir finden natürlich auch die alten Autos im Untergeschoss. Sie stammen alle von verflossenen Schweizer Herstellern.
Es bleibt noch etwas Zeit zum Erwerb eines leichten Seiden-Hemdes als letzte Vorbereitung für die morgen früh beginnende Wanderung. Dann heisst es einmal mehr "Gute Nacht".