Kreta entdecken mit dem Reiserad

Spili - Frangokastello - Chora Sfakion - Paleochora - Kefali

Spili - Frangokastello

Der Wind bleibt uns treu. Er bläst nach wie vor unregelmässig und sehr heftig von den Bergen zum Meer. Aber während wir ihn gestern nahezu den ganzen Tag gegen uns hatten, gibt es heute doch einige Abschnitte, auf denen er uns schiebt.

In Mixorouma biegen wir wie im Führer "Kreta per Rad" empfohlen nach links ab und klettern die kleine Strasse hoch nach Frati. Von dort geht es sehr steil hinunter und damit wieder auf die Haupstrasse, die durch die Schlucht nach Asomatos führt. Wir wissen jetzt, dass diese "Abkürzung" wenig sinnvoll ist. Und wenn man die Strecke gar in umgekehrter Richtung befährt, empfehlen wir dringend, sich den extrem steilen Anstieg hinauf nach Frati gar nicht anzutun. Er lohnt wirklich nicht.

Der Wetterbericht für heute sagt, dass die Windgeschwindigkeit um die 65 km/h beträgt mit Böen, die um einiges stärker ausfallen. Das macht es nicht ganz einfach, immer auf dem Rad und auf der Strasse zu bleiben. Dies gilt insbesondere beim Umrunden von felsigen Ecken, nach denen einen der Wind unvermittelt packt und umzuwerfen droht. Wir entschliessen uns trotzdem, nicht nach Plakias hinunter, sondern weiter nach Rodakino und bis nach Frangokastello zu fahren. Auch das Klettern auf der Strasse ab Mirthios oberhalb von Plakias mit stellenweise bis zu zehn Prozent Steigung ist bei diesem Gegenwind nicht gerade einfach, aber es geht. Die steilsten Abschnitte kommen wir gehend und schiebend hoch - so fällt man wenigstens nicht um ...

Die Strasse zwischen Mirthios und Frangokastello bietet atemberaubende Ausblicke auf die Küste und die hier zahlreich vorhandenen völlig menschenleeren Buchten und Strände. An einer besonders zugigen Ecke steht eine Taverna. Wie ein Adlerhorst ragt sie aus dem Gelände. Aus Sicherheitsgründen haben wir unsere Räder gleich auf den Boden gelegt, der Wind hätte sie sonst einfach umgeschmissen. Aber die Aussicht von der Terrasse der Taverne ist schlicht und einfach sensationell.

In Frangokastello bekommen wir in der Taverna Artemis ein nettes Zimmer. Der breite Sandstrand und die durch einen Felsriegel vom Meer getrennte Bucht mit dem glasklaren Wasser sind nahezu menschenleer. Therese nutzt die Gelegenheit für ein erfrischendes Bad. Wegen des ruhigen Wassers und des flachen Ufers ist das zweifellos ein richtig feiner Badeort für Eltern mit Kindern. Was hier allerdings fehlt ist jede Form von organisiertem Bespassen und Ramba-Zamba, wie ihn so viele Leute im Urlab offenbar dringend brauchen. Uns gefällt es hier.

Die Besichtigung des venezianischen Kastells aus dem achtzehnten Jahrhundert schenken wir uns - von ihm stehen heute nur noch die Umfassungsmauern und ein Aussichtsturm, den man für 1.50 Euro besteigen darf.

Nach dem Nachtessen haben wir ein interessantes Gespräch mit dem Geschäftsführer. Er erklärt uns die aktuellen Probleme in Griechenland: Der Mitelstand ist fast vollständig weggebrochen und die Arbeitslosigkeit liegt bei 30 Prozent. Es gibt zur Zeit nur noch - mit einem monatlichen Einkommen von 300 - 400 Euro - arme und sehr reiche Leute. Die Armen können sich Ferien weder auf Kreta noch sonst wo leisten, und die Reichen kommen nicht hierher. Er ist aber überzeugt, mit seiner guten Küche - wir können das bestätigen - und den Tagestouristen von der Nordküste, die in ganzen Busladungen hierher kommen, um das Kastell zu besichtigen, mindestens überleben zu können.

Uns bleibt nur, ihm und seiner engagierten Crew von Herzen gute Geschäfte und viel Erfolg zu wünschen!

Frangokastello - Chora Sfakion / Fähre Chora Sfakion - Agia Roumeli - Paleochora

Die heutige Radstrecke ist nur kurz. Und auch der Wind hat zum Glück etwas nachgelassen. Schon kurz nach neun Uhr erreichen wir den Hafen von Chora Sfakion.

Wir wollen von hier nach Paleochora fahren. Dazu müssen wir zwei Fähren benutzen, es gibt keine durchgehende Fähre von Chora Sfakion nach Paleochora. Umsteigestation ist Agia Roumeli. Die Fahrt mit beiden Fähren ist lohnend. Sie ermöglicht interessante Ausblicke auf die kleinen Orte - einige davon sind nur über eine Piste, mit dem Boot oder zu Fuss zu erreichen - und auf menschenleere Badebuchten an der schroffen Südküste im westlichen Teil der Insel.

Die erste Fähre bringt uns nach Agia Roumeli. Agia Roumeli ist das Ziel zahlreicher Wanderer. Sie durchwandern die bekannte Samaria Schlucht. Sie tun dies mit Vorliebe von oben nach unten - die Höhendifferenz beträgt schliesslich um die 1'200 Meter. Agia Roumeli ist aber auch einer der Etappenorte auf dem europäischen Fernwanderweg E4, der in dieser Region der Insel auf zum Teil recht ausgesetzten Bergwegen der Südküste von Kreta folgt. An der Zwischenstation Loutros - es gibt hier eine schöne Badebucht und viele Hotels - steigen einige Leute aus, die hier einige Tage in der Ruhe und Abgeschiedenheit verbringen möchten.

Kurz vor Mittag kommen wir in Agia Roumeli an. Da die Anschlussfähre nach Paleochora hier erst abends um 17:30 Uhr fährt, hängen wir stundenlang in Agia Roumeli herum. Wir nutzen die Zeit, um ein erstes Mal das Fahren eines Sit-on-Top Kajaks in der Bucht zu erproben - es macht aber, da das Kajak sehr kurz und breit ist, nicht wirklich Freude. Das Ding sieht aus und es fährt sich auch wie eine halb mit Wasser gefüllte Badewanne. Wir hätten unseren ersten Salzwasserversuch eigentlich lieber mit einem guten Seekajak unternommen. Wir verstehen aber, dass die meisten Touristen damit wohl kaum klarkommen und es auch unverzüglich versenken würden ...

Therese macht einen kurzen Abstecher zum Schluchteingang, während ich mit freundlicher Unterstützung in einer Taverna - ich darf sowohl das Internet als auch eine Steckdose für meinen Laptop-Computer benutzen - den Reisebericht im Internet nachführe. Der Weg durch die Schlucht ist bekannt, beliebt, und auch extrem stark begangen. Gemäss verschiedenen Aussagen ist die Schlucht zudem mit Ausnahme der einen sehr engen Stelle "Eisernes Tor" weder wirklich spektakulär noch sonderlich  attraktiv. Ob man die also gesehen haben muss, kann jeder für sich selbst entscheiden.

Die zweite Fähre bringt uns in knapp zwei Stunden mit einem Zwischenstopp in Sougia von Agia Roumeli nach Paleochora.
Auch hier finden wir problemlos ein nettes Zimmer und ein gutes Nachtessen in einer Pizzeria direkt am Strand.

Paleochora - Kefali

Der Wind ist nahezu völlig eingeschlafen, es ist schon morgens um halb neun recht warm. Bis Plemeniana fahren wir auf der Hauptstrasse zwischen Paleochora und Chania. Die Strasse ist sehr breit, und sie hat beidseitig einen Pannenstreifen. Ein Autofahrer, der in einer Linkskurve mit einem Affenzahn und in vollem Drift an uns vorbeischiesst zeigt uns, dass solche Strassen für Radler besonders gefährlich sein können. Wir jedenfalls mögen sie nicht besonders.

In Plemenania geht die kleien Strasse, die uns heute nach Kefali bringen soll, scharf nach links ab. Kurz nach dieser Abzweigung kommen wir zur Taverna Mylos. Sie liegt sehr schön unter einigen grossen Bäumen am Ufer eines Baches, der Wasser führt, und auf dem sogar zwei Enten schwimmen. Diese Taverne ist - vor allem im heissen Sommer - ganz sicher einen Besuch wert. Das kleine Mädchen der Besitzerin schleppt eine ebenso junge Katze herum, und zwar einmal wie man das erwartet, und dann mit dem Kopf nach unten. Der Katze scheint das nichts auszumachen ...

Vielerorts sind die schwarzen und orangefarbenen Netze zum Auffangen der Oliven nach wie vor unter den Bäumen ausgebreitet. Sie bilden mit den dunklen Stämmen der Bäume einen schönen Kontrast, der uns irgendwie an den Verpackungskünstler Christo erinnert. Die Schafherde, der wir kurz vor Mylos auf der Strasse begegnen, hat keine Hütehunde dabei. Wir sind nicht ganz unglücklich darüber. Die Hütehunde pflegen nämlich beim geringsten Geblöke ihren Schafen tatkräftig zu Hilfe zu eilen - und die hiesigen Schafe haben wir bisher als recht schreckhaft und blök-freudig erlebt ...

Nach einem Imbiss in der Taverne an der Strassengabelung bei Mylos - kretischer Käse mit Honig, Brot und Oliven - klettern wir durch Kaminiana und Elos zum mit gut 580 Metern über Meer höchsten Punkt der heutigen Etappe. Wir sehen, dass oberhalb von Elos eine neue breite Strasse im Bau begriffen ist. Eigentlich schade. Damit wird sicher wieder eine der von uns so geliebten kleinen Bergstrassen verschwinden ... 

In Kefali fragen wir in einer Taverne nach einem Zimmer für die Nacht, und wir bekommen für uns beide ganz allein gleich ein kleines Haus angeboten. Es ist sehr schön zurechtgemacht, hat zwei Schlafzimmer, eine Küche und ein grosses Badezimmer. Eines der beiden Schlafzimmer hat sogar einen grossen Kaminofen. Wer einen ruhigen Ort für Ferien sucht, ist hier sicher genau richtig. Die Vermieterin ist sehr freundlich und hilfsbereit. Das Ferienhaus und das Restaurant mit Einkaufsladen können wir sehr empfehlen!

Der Vermieter
Kastrinakis Vagelis
Kefali

Telefon 282 206 1198, Mobil 6974 80 30 74 

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