Iron Curtain Trail - Deutschland, Tschechien, Österreich, Slowakei

Lesslohe - Waldmünchen - Furth im Wald - Bayerisch Eisenstein - Modrava

Lesslohe - Waldmünchen

Frühstück gibt es heute bereits um 7 Uhr. Der Tag verspricht auch diesmal warm und schön zu werden.
Wir rollen die ersten paar Kilometer auf einer sehr guten Strasse immer leicht bergauf, bis es dann auf einer langen Abfahrt rasant hinunter nach Waidhaus geht. Da wir direkt geradeaus fahren, kommen wir in den Genuss einer kleinen Tour durch das Industriegebiet des Orts. Danach folgen wir der Strasse St. 2154 über Pfrentsch bis nach Eslam, wo wir uns nach Links zur Tschechischen Grenze wenden, ab wo wir uns wieder auf der Route des Iron Curtain Trail befinden. Bisher gab es auf der Strasse kaum Verkehr, und einmal mehr sind wir fasziniert von glasklaren Sonnenlicht in den lichten Wäldern entlang der Strecke. Eine Photo kann das leider nur sehr unvolkommen wiedergeben. Nach einigen wenigen flachen Kilometern auf einem gekiesten Waldweg beginnt der lange und mit teilweise über 14% steile und damit recht anstrengende Abschnitt hinauf zum mit rund 800 M.ü.M. höchsten Punkt der heutigen Etappe beim kleinen Ort Friedrichshäng. Danach geht es abwärts nach Plöss, wo uns nur drei gescheckte Katzen begrüssen - das kleine Restaurant ist heute Montag geschlossen.
Wir kommen an einer verfallenen Ruine einer grossen Truppenunterkunft vorbei. Kurz danach geht es steil bergab, und uns begrüssen zuerst eine überwältigende Aussicht nach Süden und danach eine rasante Abfahrt auf einem Waldweg mit gorb geschottertem Kies. Und wieder einmal sind unsere Steiuerkünste gefordert. Auf einer etwas besseren Strasse fahrn wir dann nach Rybnik, wo wir nach einem Besuch im Restaurant im Ort nach rechts abbiegend auf einen abermal ansteigenden Weg gelangen. Kurz darauf verlässt die Route den schönen Weg und führt auf einer mit sehr grobem Schotter bedeckten Piste steil bergauf. Es folgt ein etwas besserer Abschnitt mit einer gleichmässigen und gut zu fahrende Steigung, an der wir völlig überraschend an einer gedeckten QUelle mit köstlichem kaltem Wasser vorbeikommen. Das eiskalte frische Wasser ist uns beim auch heute vorherrschenden sehr warmen Wetter hoch willkommen und ein wahrer Hochgenuss.

Wir befinden uns jetzt wieder in Grenznähe und kommen an einer Hinweistafel vorbei, auf der nicht weniger als zehn untergegangen Dörfer aus der näheren Umgebung vermerkt sind. Auf der Abfahrt hinunter in Richtung Waldmünchen gelangen wir zu dem nach dem Ende des zweiten Weltkriegs durch die Tschechen nahezu völlig zerstörten Dorf Grafenried. Die dort wohnhafte deutsche Bevölkerung wurde zuvor vollständig vertrieben. Die als Kulturdenkmal registrierte Kirche stand noch bis in die siebziger Jahre des letzten Jahrhundertes, dann wurde auch sie abgerissen. Einige Fotos an den Bäumen zeigen herrschaftliche Gebäude, Ansichten von Schulklassen und Erwachsenen und geben einen Eindruck davon, wie das ehemals blühende Dorf früher einmal ausgesehen hat.

Das Sonnenhotel Bayerischer Hof in Waldmünchen stellt sich leider als ein von Familien mit vielen Kindern gut besuchtes sehr grosses Haus heraus. Die Leute, der Lärm und die Massenabfütterung am Buffet haben die Qualität von All Inclusive Absteigen, wie man sie von Massen-Ferienorten in aller Welt kennt. Nicht ganz unser Ding.
Der Lärm der Erwachsenen auf dem Spielplatz vor unserem Zimmer hindert uns lange Zeit am Einschlafen. Welch ein Kontrast zur Natur, in der wir auch heute nie einen Motor und nur die Vögel und den Wind in den Bäumen zu hören bekamen!

Aber wir sind ja zum Glück morgen schon wieder weg ...        

60 Km, Aufwärts 932 Meter, Abwärts 1'058 Meter

Waldmünchen - Furth im Wald

unkorrekter track auf dem gps, nicht ganz einfach zu findende route auf der karte. Wir verfahren uns gleich zu Beginn. unser weg verläuft in einem Bogen viel zu weit nördlich der eigentlichen Route. Geteerte Strasse, bis zu 13 % steil hinauf nach xxx, danach auf einem Kiesweg weiterhin bergauf bis ... . Aber wie wir später sehen, hätten wir ab dem Kohlenmeiler, den wir mit unserer Streckenwahl  verpasst haben, die höhe ohnehin erklettern müssen, und das auf einer extrem steilen Naturstrasse.

Interessant ist die Erovelo Route 13 allemal. Heute führt sie uns auf einen schmalen Waldweg mit dem Namen Brombeerpfad, auf dem wir über wurzeln,stock und stein zur Tschechischen Grenze bei Ceska gelangen.

Nach langem, moderatem Anstieg tolle abfahrt auf einer sehr guten geteerten Strasse hinunter zur Lichtung Bystrice, dann wieder ansteigend auf teer. oben angelangt rechts ab in den Wald, ziemlich steil hinunter in richtung furth im wald auf einer wahren rüttelpiste. Das letzte stück dann glatter asphalt, eine sanfte abfallende abfahrt nauch furth im wald als belohnung für die heitigen strapazen.

Besuch des Stadtzentrums mit schönen historischen Häusern und etlichen Geschäften und restaurants. Therese bekommt hier die Batterie ihrer Uhr ersetzt und Ruedi eine Ersatz-Speicherkarte (er hat die ausgebaut und im hotel liegen gelassen) für seinen Fotoapparat.

Hotel Fellner in der Nähe des Bahnhofs. Freundlicher Empfang und ein schönes Zimmer. Die zwei fleissigen und wirklich kompetenten jungen Frauen erledigen alles, vom Service bis zur Betreuung der Hotelgäste, und zwar eine jede für eine bestimmte Zeit ganz allein. Bewundernswert.

27 Kilometer, Aufwärts 630 Meter, Abwärts 735 Meter 

Furth im Wald - Bayerisch Eisenstein

Da wir unsicher sind, ob wir die heutige Etappe auf dem Iron Curtain Trail schaffen können, nehmen wir zu Beginn die Strasse St. 2154 in Richtung Eschlkam. Der Verkehr ist realtiv stark und schnell, es hat viele Lastwagen. Wir sind froh über den Radweg entlang dieser neu ausgebauten Strasse. Kurz vor Eschlkam biegen wir rechts ab in Richtung Ritzenried und folgen auf einer angenehm verkehrsarmen Strasse dem Flüsschen Freybach bis Neukirchen beim heiligen Blut. Von hier aus geht es via Atzlern hinauf nach Rittersteig. Oberhalb des Orts biegen wir links ab und treffen wieder auf den Trail. Die geteerte Strasse endet plötzlich und uns stehen zwei genau gleich unbefahren aussehende Graswege zur Wahl. Der GPS Empfänger hilft uns einmal mehr, den Richtigen der beiden Wege zu bestimmen. Er führt durch den Wald zur Tschechischen Grenze. Gleich danach schieben wir unsere Räder einen zu Beginn extrem steilen Waldweg hoch, der uns bald einmal zu einer kleinen, sehr guten geteerten Strasse bringt. Hier beginnt der lange Anstieg zum mit seinen ca. 1'100 Metern Höhe ersten Berg des heutigen Tages. Einige Abschnitte sind mit um die 13% recht steil, und auch der Rest ist mit seinen ca. 10% Steigung ganz schön anstrengend. Es folgt eine lange schöne Abfahrt zu einer Lichtung, ab der es dann für heute ein letztes Mal ziemlich lang hinauf geht bis zur kurzen Abfahrt hinunter zum Schwarzen See. Am anderen Ufer sind die von Borkenkäfern angerichteten Schäden an den Nadelbäumen gut zu erkennen. Ohne Probleme erreichen wir nach einer rasanten Abfahrt auf einer guten Strasse das stark auf Tourismus ausgerichtete Zelezna Ruda und dann auf dem neu angelegten Radweg unser Tagesziel Bayerisch Eisenstein. Sher netter Empfang und ein grosses Zimmer im schön und sehr nahe beim Bahnhof gelegenen Hotel Bayerischer Hof. Der Bahnhof ist insofern ein Unikum, als die Deutsch/Tschechische Grenze ihn in zwei gleiche Hälften teilt. Man kann sich heute kaum mehr vorstellen, dass diese Grenze zur Zeit des kalten Krieges völlig geschlossen und kaum überwindbar war. Heute dürfen Fussgänger und Radfahrer diese Linie problemlos und ohne irgendwelche Kontrollen überqueren.

Wir besuchen das Bahnmuseum am Ort, in dem zahlreiche alte bis sehr alte Dampf- und Diesellokomotiven und ebensolche Personen- und Güterwagen zu besichtigen sind. Interessant finden wir auch die grosse Drehscheibe, auf der die jeweils aus Deutschland oder Tschchein eintreffenden Lokomotiven für die Rückfahrt gewendet wurden.  

51 Km, Aufstieg 1'068 Meter, Abstieg 765 Meter

Bayerisch Eisenstein - Modrava

Schwere Etappe


sequenz!


Zwei happige Anstiege
Ab Scheuereck auf einer geteerten Strasse auf knapp 3km Länge über 400 Meter Höhe, keine Kurven, keine Flachstücke, alles durchgehend um die 13 - 14 % Steigung, und das immer geradeaus!
Der Berg zwischen Prasily und Modrava. Auf den letzten paar Metern kamen wir selbst mit schieben nur noch ganz knapp hinauf. Als Entschädigung wartete oben ein amüsantes Warnschild, wie wir es noch nie zuvor gesehen hatten.


Gewitter, heftiger Regen, dann in der Abfahrt nach Modrava plötzlich wieder Sonne. Die Schönheit des offenen Tals vor Modrava mit seinem frei mäandrierenden Bach hat uns sehr beeindruckt. Ein würdiger Abschluss für einen weiteren anstrengen Tag!

Etwas weniger gut war das Hotel Modrava. Es scheint das älteste Hotel im Ort zu sein. Das Zimmer war soweit o.k., aber die Bettwäsche war schmutzig und musste gewechselt werden, das Personal war recht unfreundlich, die Serviertochter verstand kein Wort Deutsch oder Englisch, und der herumlungernde Koch machte einen schmuddeligen Eindruck. Wir haben dann im Restaurant des Hotels Madr gut und preiswert zu Abend gegessen. Was uns im Hotel Modrava ausserdem aufgefallen ist, war die Vielzahl von in Tschechisch beschrifteten Schildern, deren Aussage - wenn man sich auf die Anzahl der bis zu drei Ausrufezeichen nach einem Wort bezog - offenbar sehr wichtig, aber ungeachtet dessen für uns völlig unverständlich waren. Das führte dann auch dazu, dass wir in dem altertümlichen Lift zwischen zwei Stockwerken für kurze Zeit stecken blieben - wie man uns erklärte, durfte man sich in dem Lift der Türe nicht all zu sehr nähern, da er sonst sofort stehen blieb. Abenteuerurlaub mal anders ...

Am Abend verbringen wir mehr als zwei Stunden damit, unsere nächsten Etappen zu planen und die dafür erforderlichen Unterkünfte zu suchen und zu reservieren. Die im Reisführer aufgeführte Pension in Rybnik (es gibt mehrere Orte dieses Namens in Tschechien) können wir nicht finden; vermutlich gibt es sie nicht mehr. Als etsatz finden wir dann das Hotel Sonnehof in W... nahe der Grenze und des Trails, und Therese gelingt es schliesslich auch, mit ihrem Mobiltelefon dort ein Zimmer zu reservieren. Was uns bei unsere Suche im Internet überraschte war die Tatsache, dass es viele Hotels offenbar nicht für notwendig halten, ihren genauen Standort oder aber auch nur ihre Telefonnummer auf ihrer Website anzugeben.


Befragung zum Park an der Grenze zur Tschechien durch den freundlichen Vladimir Frenzel.
Er erzählt uns viele interessante Details von der Geschichte der Region, der Vertreibung der ortsansässigen Deutschen, den Deutschen, die bei der Flucht aus Tschechien von ihren Schleppern umgebracht und ausgeraubt worden sind, von der aktuell grossen Arbeitslosigkeit in der Region, von der Aufgabe der grossen Zündholzfabrik, deren Fertigung nach Indien ausgelagert worden ist und von der zerstörten Kirche und von dem seltsamen Friedhof mit den Grabsteinen ohne Namen im Dorf Prasyli. Im Dorf angelangt besuchen wir den Friedhof, in dem die Kommunisten an allen Grabsteinen die Namen der Toten weggeschlagen haben, damit sich niemand mehr an sie erinnern konnte. Nach dem Krieg haben sie zudem von den um die einhundert deutschen Familien, die in Prasily, zu deutsch Stubenbach wohnten, bis auf zwei alle aus dem Ort vertrieben. Ein Lehrer, der sich nach dem Krieg in Prasily anstellen liess, sah am ersten Schultag, dass es im ganzen Dorf gar keine Kinder mehr gab. Die zwei Familien, die bleiben konnten, gaben sich als Nazifeinde und als gute Kommunisten aus. Sie halfen aber Deutschen, die nach der Schliessung der Grenze fliehen wollten, indem sie ihnen ihre Schlepperdienste anboten. Nicht alle ihrer Kunden haben das überlebt: Sie wurden zum Teil von ihren Führern umgebracht und all ihrer Besitztümer beraubt. Vladimir erzählt uns auch von dem Schlepper, dessen Frau im Hause Gold fand, worauf sich ihr Mann ohne weitere Erläuterungen einfach erschoss.

47 Km, aufwärts 1'110 Meter, abwärts 770 Meter

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