Dieser Artikel ist eine überarbeitete Kopie der umfangreichen Anleitung von Thomas Yost und zusätzliche Angaben aufgrund eigener Erfahrungen.
Und hier finden Sie die Anleitung zur Anfertigung von Bootshäuten mit PVC-Plane von Thomas Yost in Englisch. Bei genügendem Interesse kann es sein, dass wir davon einmal eine deutsche Version erstellen. Bei Bedarf lassen Sie es uns bitte wissen. Danke.
Die von Thomas Yost gebaute und sehr empfehlenswerte Website www.yostwerks.com ist leider nicht mehr online und deshalb im Internet auch nicht mehr zu finden.
Eine vollständige, von uns erstellte Kopie dieser Website finden Sie hier. Das Copyright für alle ursprünglich von Thomas Yost auf dieser Website publizierten Inhalte liegt nach wie vor bei ihrem Autor.
Weitere Informationen zum Bau und zum Bespannen von Faltbooten finden Sie hier.
Die beiden Bücher "Eskimokajaks auf Gebirgsflüssen, Band 1 und Band 2" enthalten ausführliche und sehr nützliche Anleitungen für und Bauberichte von Selbstbauern. Es werden dabei auch andere Materialien als PVC Plane verwendet.
Diese Anleitung wurde mit dem Ziel geschrieben, Selbstbauern eine einfache Methode zum Bespannen von Booten mit PVC Plane zu zeigen. Der Rumpf wird mit einem einzigen Stück Plane bezogen. Das Deck besteht abhängig von der Komplexität seiner Form aus einem oder mehreren Einzelstücken. Nähen ist nur bei Booten notwendig, deren Deck mit einem Reissverschluss versehen wird. Alle anderen Verbindungen werden geklebt. Es sind auch keine aufblasbaren Auftriebskörper erforderlich. Das reduziert die Schwierigkeiten beim Bau und den Bauaufwand.
PVC Plane ist ein leichtes und kostengünstiges Bespannungsmaterial. Ihre Dauerhaftigkeit und ihre Flexibiltät machen sie für das Überziehen von Boots-Skeletten gut geeignet. PVC Planen bestehen aus einem gewobenen Polyester-Gewebe, das beidseitig mit Vinyl (Weich-PVC) beschichtet ist. Die Kosten dafür sind abhängig vom Lieferanten, dem Quadratmeterpreis und der gewünschten Qualität. Die Preisangaben von Thomas Yost basieren auf in den USA besonders kostengünstig erhältlichem Material und sind für Europa um ein Mehrfaches zu tief. Das Gewicht der fertigen Haut für ein Kajak liegt bei ungefähr 4-5 Kilogramm. Der Bauaufwand beläuft sich auf um die 30 Arbeitsstunden.
Die Anleitung enthält zahlreiche Fotos und ergänzende Texten. Zusätzlich zum Bespannen von Rumpf und Deck sind hier auch Beschreibungen zum Ausrüsten des Decks und zum Einbau von Deckverschlüssen zu finden - seien es nun Reissverschlüsse oder Klettband-Überlappungen.
Die Anleitung zeigt zur Erläuterung der einzelnen Arbeitsabläufe verschiedene Boote und Bespannungsarten. Die Bespannung erfolgt immer am fertig aufgebauten Boots-Skelett.
Mit Weich-PVC
beschichtete Plane (18oz / 650g/m2)
Mit Weich-PVC
beschichtete Plane (10oz / 350g/m2)
Kleber
Weich-PVC lässt sich mit Hitze schweissen, kalt schweissen oder kleben.
Beim Schweissen werden die zu verbindenden Teile geschmolzen oder angelöst, die Verbindung wird mit dem Originalmaterial hergestellt.
Beim Kleben werden die zu verbindenden Teile mit einem anderen Material - dem Kleber - miteinander verbunden.
Es gibt zwei Verfahren, die sich vor allem in Bezug auf die erforderliche Investition erheblich unterscheiden
Ultraschall
/ Hochfrequenz (HF)
Merkmale
Verfahren
Die Verbindungsstelle wird in einer Maschine zusammengepresst und
mit Ultraschall oder Hochfrequenz punktgenau erhitzt. Das dadurch
geschmolzene Weich-PVC verbindet die Teile nach dem Erkalten. Die Schweissmaschnine fördert das Material während des Schweissvorgangs entlang der Schweissstelle.
Dieses
Verfahren ist erprobt. Es ergibt die festesten und
saubersten Verbindungen.
Heissluftpistole
Merkmale
Verfahren
Die Klebeflächen
werden genau ausgerichtet aufeinander gelegt. Mit einer zwischen den beiden
zu verbindenden Teilen geführten Heissluftpistole wird die Weich-PVC
Schicht beider Teile anschmelzen und die Teile sofort
zusammenpressen. Die Verbindung hält nach dem Erkalten der
Schweiss-Stelle.
Merkmale
Zur Verarbeitung
kann ich eigentlich nichts sagen, da ich dieses Verfahren noch nicht verwendet
habe.
Verfahren
Die Weich-PVC Beschichtung an der Verbindungsstelle beider Teile
wird mit einem Lösungsmittel so lange behandelt, bis sie eine
schlammige Konsistenz aufweist. Dann werden die zu verbindenden Teile
sofort zusammengepresst. Die Verbindung hält nach dem vollständigen
Verdunsten des Lösungsmittels.
Ein alternatives Verfahren, das ähnlich, aber nur mit geringer Anlösung des Grundmaterials funktioniert, ist das Auftragen von in einem Lösungsmittel aufgelöstem PVC auf die Verbindungsstelle (Quellschweissen).
Produkte
Das Kleben von Weich-PVC stellt eine besondere Herausforderung dar.
Zum einen werden bei der Herstellung von mit Weich-PVC beschichteten Planen silikonbasierte Öle als Trennmittel eingesetzt, die an der Oberfläche des Materials haften und ein Verkleben desselben verhindern sollen. Zum anderen enthält Weich-PVC Weichmacher, die im Verlauf der Zeit aus dem Material austreten, in den Kleber wandern und ihn damit zerstören können. Das erfordert die vollständige Entfernung der Antihaftschicht vor dem Kleben und den Einsatz von Klebern, die sich sicher mit dem Weich-PVC verbinden und zudem von allenfalls austretenden Weichmachern nicht angegriffen oder zerstört werden.
Deshalb müssen zum Kleben von Weich-PVC ausschliesslich speziell und nur für genau diesen Einsatzzweck gemachte Reiniger und Kontaktkleber verwendet werden. Für einwandfreie Ergebnisse muss jeweils das zu einem bestimmten Kleber genau passende Reinigungsmittel verwendet werden. Es gibt nicht viele Reiniger und Kleber, die diese Voraussetzungen erfüllen, und sie sind - abhängig von Ihrem Land - nur schwer oder gar nicht erhältlich.
Als eher exotische Variante sehe ich auf Isocyanat basierende Kleber aus dem medizinischen Bereich, die absolut sicher und langfristig halten, die aber mit Preisen von um die CHF 1'300.- oder mehr pro Kilogramm auch exotisch teuer sind.
Es ist unbedingt zu beachten, dass diese Produkte ausnahmslos alle hochgiftig und zu einem grossen Teil gemäss Herstellerangaben auch krebserregend sind. Das setzt eine entsprechende Vorsicht beim Gebrauch und sehr gut belüftete Räume für die Verarbeitung voraus. Aus diesen Gründen und auch aufgrund von gesetzlichen Bestimmungen sind sowohl Reiniger als auch Kleber in einem bestimmten Land nur schwer oder gar nicht zu bekommen, und sie werden oft auch nicht an Privatpersonen verkauft.
Trotzdem ist für den Selbstbauer das Kleben als anwend- und auch bezahlbare Methode eigentlich die erste Wahl.
Ob man die Nass- oder die Trocken-Klebemethode vorzieht, hängt vom Vorhaben und der persönlichen Vorliebe ab. Halten tut beides.
Es sollte aber auch beachtet werden, dass alle Kleber eine begrenzte
Haltbarkeit haben. Meist garantieren die Firmen ein halbes bis ein
Jahr Haltbarkeit. Mehrere Jahre alter Kleber hat eine deutlich
verringerte Klebkraft, auch wenn er im Gebinde noch gut aussieht. Das
ist gut zu wissen, wenn man mal den Inhalt einer jahrelang im
Reparaturset schlummernden Tube verwenden möchte.
Verfahrensabhängig kommen zwei unterschiedliche Typen von Klebern zum Einsatz.
Nass-Kleber
Merkmale
Verfahren
Die Verbindungsstelle beider Teile wird mit dem zum Kleber
passenden Reiniger gesäubert. Nach vollständigem Abtrocknen des Reinigers werden beide Teile mit dem Kleber
eingestrichen. Das Lösungsmittel des Klebers verdunstet. Sobald sich
der Kleber noch leicht klebrig, aber noch nicht völlig trocken
anfühlt, wird die Verbindungsstelle zusammengepresst. Ein Verschieben der Teile gegeneinander ist nicht möglich. Erfolgt die
Pressung zu früh oder zu spät, dann hält die Verbindung NICHT.
Völlig abgetrocknete Klebeflächen lassen sich durch einseitiges
erneutes Auftragen von Kleber „reaktivieren“. Damit können
kleinere Fehler behoben werden. Grossflächig nicht haftende
Verbindungen – und insbesondere Blasen in der Klebefläche –
lassen sich so kaum reparieren.
Produkte
Trocken-Kleber
Merkmale
Verfahren
Das hier beschriebene Verfahren bezieht sich auf das Arbeiten mit
Plastigum 77 von DEKA Deutschland.
Für einen anderen Kleber ist möglicherweise
ein anderes Verfahren erforderlich und/oder besser geeignet. Ausprobieren!
Den Klebebereich anzeichnen und mit Malerband abdecken. Den Klebebereich mit dem zum Kleber passenden Reiniger säubern. Vollständi abtrocknen lassen. Beide Teile ein Mal dünn mit Kleber bestreichen. Vollständig abtrocknen lassen. Eine Seite ein zweites Mal dünn mit Kleber bestreichen. Abtrocknen lassen, bis sich die Oberfläche nicht mehr klebrig anfühlt (fingertrocken). Die Klebestelle auf 80 - 100 Grad erwärmen (z.B. mit einem Föhn oder besser einer einstellbaren Heisslüftpistole), die erwärmten Teile genau passend zusammenfügen – es gibt keinen zweiten Versuch - und gut zusammenpressen. Eine Andruckrolle oder ein Gummihammer leisten dabei gute Dienste. Nach dem Abkühlen hält die Verbindung sofort. Die volle Belastbarkeit ist nach zirka einem Tag gegeben. Nicht die Menge des Klebers, sondern der beim Zusammenfügen ausgeübte Druck ist massgeblich für die Festigkeit der Verbindung.
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