Italien - Radwandern - Reiserad

Sizilien per Rad

Siracusa - Noto - Portopalo di Capo Passero

Siracusa - Noto - Portopalo di Capo PasseroKurz nach halb neun Uhr verlassen wir Siracusa zuerst auf dem Corso Umberto, dann auf der Via Elorina in Richtung Avola. Der Berufsverkehr ist hier dicht und  schnell, und wir sind darum froh, die Hauptstrasse kurz nach dem Ortsausgang nach links auf die kleine Strasse Lido Sacramento abbiegend verlassen zu können.
Wir sind entschlossen, uns heute nicht mehr vom auch hier überwältigenden Vorrat an Müll entlang der Strasse  beeinträchtigen zu lassen und uns stattdessen an der Natur und den ebenfalls reichlich vorhandenen Blumen zu erfreuen. Das ist allerdings nicht ganz einfach, wenn man zusehen kann, wie ein Autofahrer kurz anhält um seine Mülltüten einfach neben einem bereits überquellenden Abfallcontainer auf die Strase zu werfen - andere Länder, andere Sitten.

Kurz vor Avola führt uns die Strasse in einen schwach beleuchten Tunnel, der nicht zu enden scheint. Nach einigen hundert Metern drehen wir deshalb um, um nach einem besseren Weg zu suchen. Der Garmin Empfänger gibt bei der Zieleingabe "Noto" eine Route auf einer kleinen und idyllischen Strasse durch das Val de Noto an. Diese Strasse fehlt zwar auf unserer Karte, ist aber wirklich interessant und mit ihrem geringen Verkehr auch angenehm zu fahren. Gleich am Anfang dieser Strasse liegt eine  grosse Totenstadt mit zahlreichen sehr gepflegten Häuschen. In jedem dieser Häuschen wird von der Familie der Verstorbenen mit Fotos und Inschriften ihrer Toten gedacht.

Bald darauf nähert sich uns von hinten schnell ein klapperndes Geräusch. Ich vermute erst ein Pferdefuhrwerk. Das Geräusch mischt sich aber mit dem Brummen eines Motors, was mich dann doch eher an ein Auto mit Plattfuss denken lässt. Die Überraschung ist recht gross, als uns zügig ein Lieferwagen überholt, neben dem ein vom Beifahrer an einem Halfter gehaltenes Pferd dahintrabt. Diese kreative Methode der Pferdeertüchtigung haben wir auf unseren zahlreichen Reisen wirklich noch nie gesehen!

Eingangs Noto biegen wir rechts ab und radeln die recht steile Strasse hinauf bis zuoberst auf den Hügel, wo wir uns nach links zur Kirche hin wenden. Dort suchen wir aber vergebens nach dem Ortszentrum, an dem der barocke Dom und etliche andere Sehenswürdigkeiten zu finden sein sollen. Ein Polizist, der einen Gefangenentransport bewacht, erklärt uns in sehr gutem Deutsch, nicht aus dem Ort zu stammen und daher ebenfalls keine Ahnung zu haben, wo das Ortszentrum und der Dom zu finden seien. Ein weiterer Herr, der ebenfalls sehr gut Deutsch spricht, kommt dazu und weist uns den richtigen Weg. Es geht sehr steil durch kleine Gassen hinunter nach Noto Bassa - wie wir jetzt wissen, hätten wir am Ortseingang nach links abbiegen sollen und wären damit direkt zum Dom gekommen. Hinterher ist man immer gescheiter ...

Die Gebäude in Noto sind beeindruckend und sicher einen Besuch wert. Nach der Besichtigung fahren wir weiter in Richtung Pachino. Ein Schild weist die direkt nach Pachino führende Strasse SP 19 als wegen Bauarbeiten gesperrt aus. Wir studieren die Karte und sehen, dass die angezeigte Umfahrung mindestens zwanzig Kilometer länger ist als der direkte Weg, was für uns mit dem Fahrrad schlicht und einfach nicht zu machen ist. Deshalb fahren wir auf der gesperrten Strasse weiter, was offenbar auch zahlreiche italienische Autos bis hin zu grossen Lastwagen ebenfalls tun. Die Arbeiter haben Mittagspause und freuen sich über ein herzhaft zugerufenes "Buon Appetitto". Sie wünschen uns gute Fahrt und empfehlen, "piano, piano" zu fahren. Das ist problemlos zu machen - der frische Teer klebt gut auf unseren Reifen.

Der Bauabschnitt ist nur kurz. Die nachfolgenden langen Geraden teilen wir mit Autos, die sehr schnell fahren - der tote Hund am Strassenrand ist ein Opfer davon. Die Gegend ist bekannt für den hier angebauten Wein, und wir sehen auch einige Arbeiter beim Ernten der dicht an dicht an den Bäumen hängenden Orangen. Aber die Plastikplanen der riesigen Gewächshäuser fehlen auch hier nicht - manchmal ist vom natürlichen Boden kaum etwas zu sehen.

Bei Marzamemi kommen wir wieder ans Meer und nach weiteren acht Kilometern nach Portopalo di Capo Passero. Hier finden wir im Hotel "Thomas" einen freundlichen Empfang und ein nettes Zimmer. Nach der Ankunft schlendern wir noch etwas durch den Ort und studieren die italienische Lebensart - alle sind auf der Strasse und jeder unterhält sich mit jedem.

Und dann ist es auch schon wieder Zeit fürs Nachtessen, diesmal im uns empfohlenen Fischrestaurant "Popeye" direkt am Strand. Aber heute ist Montag, die Küche dieses Restaurants ist geschlossen. Es stellt sich bald heraus, dass dasselbe auch für alle anderen Restaurants im Ort zutrifft – heute ist alles zu. Ein murrender Ladenbesitzer verkauft uns kurz vor Ladenschluss schliesslich doch noch einige Tomaten und zwei Büchsen Bier.

Die Imbissbude am Strand, die wir vorher beim Vorbeigehen noch belächelt haben, bietet uns nun einen hochwillkommenen Hamburger, einen Hot-Dog und eine umwerfend süsse Crepe mit Nutella. Etwas Maissalat aus der Dose rundet das heutige Mahl ab. Wir sind auf jeden Fall beide satt geworden, und was will man mehr? Der Service war wirklich bemerkenswert gut, und einmal mehr sind wir sehr beeindruckt von den Anstrengungen, die hier offenbar jeder unternimmt, um irgendwie über die Runden zu kommen.

Diese Seite weiter empfehlen

Oeko-Travel Organisation, Kirchweg 4, 3294 Büren an der Aare, Schweiz
info@oeko-travel.org

Content Management System Weblication GRID